Du/du und Sie/sie – die richtige Groß- oder Kleinschreibung bei den Anredepronomen

Klein, groß oder völlig egal?!

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Höflichkeitsform / formelle Anrede – Sie, Ihr, Ihnen

Beim Siezen ist es einfach: Immer Großschreibung. Keine Ausnahme. Isso.

Es gibt auch die kleingeschriebenen Varianten „sie“, „ihr“ und „ihnen“. Diese werden aber nicht für die Anrede verwendet, sondern als Pronomen in der 3. Person:

  • sie (Einzahl) – Susi stand im Stau. Dadurch verspätete sie sich.
  • sie (Mehrzahl) – Die Paketzustellerin brachte die Lieferung. Rocky antwortete ihr freudestrahlend: »Ich packe sie gleich aus!«
  • ihr – Wir bitten alle Besucher, ihre Eintrittskarten beim Betreten des Museums bereitzuhalten!
  • ihnen – Wir danken allen Kunden für ihren Einkauf und wünschen ihnen einen guten Abend!

Oder allgemein formuliert: In der 3. Person spricht man über Dinge oder andere Personen, die meist bereits im Vorfeld mindestens einmal genannt wurden.

Das darfst Du keinesfalls verwechseln, weil sonst unter Umständen die Bedeutung des Geschriebenen eine andere ist (stell Dir mal vor, Rocky würde „Sie“ auspacken…).

Besonders tückisch: Die automatische Rechtschreibprüfung Deiner Textverarbeitung meldet solche Fehler normalerweise nicht. Also aufpassen!

Duzen / informelle Anrede – Du, Dich, Dein, Dir

Jetzt wird es etwas schwieriger – oder auch nicht, je nach Sichtweise.

Bis zur Rechtschreibreform im Jahr 2006 galt für das Duzen: Immer Großschreibung. Keine Ausnahme. Kommt Dir bekannt vor, was? 🙂

Leider wurde im Zuge der Reform die Sache übermäßig verkompliziert…

Die persönliche Anrede in Briefen, E-Mails und Kurznachrichten darf weiterhin großgeschrieben werden. Alternativ ist aber auch die Kleinschreibung erlaubt.

Hier ein paar Beispiele:

  • »Vielen Dank für Deine/deine Postkarte aus dem Urlaub. Ich hätte nicht gedacht, dass Du/du bei dem ganzen Freizeitstress noch Zeit dafür hattest.«
  • »Wie geht es Euch/euch
  • »Hey Sam, Treffen bereits um 19 Uhr. Kannst Du/du Susi mitnehmen?«

Wird allerdings eine unspezifische Gruppe angesprochen, also keine bestimmte Person, dann wird ausschließlich die Kleinschreibung als korrekt gewertet. Das betrifft solche Dinge wie Werbetexte, Fragebögen oder Plakate.

Hier ein paar Beispiele:

  • Fehler: Gib bitte dein Geburtsdatum ein. Dieses Feld musst du ausfüllen.
  • Bewirb dich jetzt bei uns!
  • Unser Team hilft dir bei Fragen gerne weiter!

Meiner Meinung nach ist diese Regelung alles andere als eindeutig (es sei denn, man schränkt die Großschreibung auf „namentlich bekannte Personen“ ein – und selbst dann gäbe es bestimmt diskussionswürdige Fälle).

Mein Fazit und Empfehlung

Ich rate Dir dazu, Anredepronomen immer mit großem Anfangsbuchstaben zu schreiben! Das wirkt nicht nur höflicher, sondern zeigt meiner Meinung nach dem Angesprochenen gegenüber mehr Respekt als die kleingeschriebene Variante.

Wie Dir bestimmt schon aufgefallen ist, nutze ich die Großschreibung auch in meinen Beiträgen auf TEXTER TOBI (sowie in den meisten anderen von mir verfassten Texten).

[Immerhin kenne ich ja jeden Besucher mit Vornamen und darf das deshalb. Nicht, oder? ;-)]

Und was die diversen Rechtschreib(fehl)reformen angeht, die können uns mal… ja, Du weißt, was ich jetzt schreiben möchte. 😉 Richtig: In der Bibliothek besuchen!

Falls Du im Auftrag textest, solltest Du Deinen Kunden im Vorfeld darüber aufklären und ihn fragen, welche Schreibweise des Anredepronomens bevorzugt wird.


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